Bill Joy und sein Leben – wer ist der IT-Guru?

Bill Joy – voller Name: William Nelson Joy – wurde am 8. November 1954 in Farmington Hills, Michigan in den Vereinigten Staaten von Amerika geboren, einem Vorort von Detroit. Er studierte zunächst Elektrotechnik an der Universität von Michigan, bis zum Bachelor-Abschluss 1975. Anschließend studierte er Elektrotechnik und Computerwissenschaft an der Universität von Berkeley, Kalifornien und schloss dort 1979 mit dem Master ab.

Softwareentwickler und Programmierer

Bill Joy kann sich getrost Profi-Programmierer nennen

Ab 1977 war Bill Joy maßgeblich an der Entwicklung und Weiterentwicklung der Berkeley-Variante des Unix-Betriebssystems beteiligt (BSD). Von ihm stammen unter anderem der vi-Texteditor, der C-shell-Kommandozeileninterpreter und die TCP/IP-Netzwerkprotokolle. 1982 gab Joy seine weitere Universitätskarriere auf und wechselte zu der damals sechs Monate alten Firma Sun Microsystems von Vinod Khosla, Scott McNealy und Andreas von Bechtolsheim, wo er nachträglich vollen Mitgründer-Status erhielt. Bis zu seinem Ausscheiden 2003 unterlagen die Entwicklung und Weiterentwicklung der SPARC-Mikroprozessorarchitektur, des Solaris-Betriebssystems, der Java-Programmiersprache und der Jini-Netzwerkarchitektur seiner Federführung. 1997 berief der damalige US-amerikanische Präsident Bill Clinton Joy als Co-Vorsitzenden seines Beratungskomitees für Informationstechnologie. 1999 bezeichnete das Fortune-Magazin Bill Joy als den »Edison des Internets«.

»Warum die Zukunft uns nicht braucht«

Angeregt durch ein Gespräch mit Ray Kurzweil und John Searle 1998 und nach der Lektüre eines Vorabmanuskripts von Kurzweils Buch »Homo S@piens« (»The Age of Spiritual Machines«) mit dem Untertitel »Leben im 21. Jahrhundert – Was bleibt vom Menschen?« veröffentlichte Bill Joy 2000 im Wired-Magazin seinen hochkontroversen Artikel »Warum die Zukunft uns nicht braucht« (»Why the Future Doesn’t Need Us«). Im Zentrum steht der Befund, dass die GNR-Technologien des 21. Jahrhunderts (Genetik, Nanotechnologie, Robotik) viel mächtiger, gefährlicher und unkontrollierbarer seien als die ABC-Technologien des 20. Jahrhunderts (Atomwissenschaften, Biologie, Chemie).

Joys geäußerte Befürchtungen reichen dabei vom Verlust der Individualrechte und der Demokratie über die unumkehrbare menschliche Unterordnung unter hochkomplexe, selbstreplizierende Maschinen und Maschinensysteme bis hin zum Ende der Menschheit selbst und des Planeten Erde, möglicherweise schon in einem Zeitraum von nur 30 bis 50 Jahren. Der Artikel fand weltweite Rezeption, erregte vielfältigen und massiven Widerspruch und gab Anlass zu weit über 10.000 Folgeveröffentlichungen.

Bill Joy als Investor und Wagniskapitalgeber

Bill Joy als Wagniskapitalgeber

Von 1996 bis 2000 war Bill Joy mit seinen Sun-Kollegen Andreas von Bechtolsheim und Roy Thiele-Sardiña Partner in der Beteiligungsfirma HighBar Ventures, von 2005 bis 2014 dann bei der Investmentfirma Kleiner, Perkins, Caufield & Byers (KPCB), der laut New York Times wohl renommiertesten im Silicon Valley, unter anderem zusammen mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten und Friedensnobelpreisträger Al Gore. Für den bei KPCB initiierten Fonds gegen weltweite Pandemien und globale Gesundheitsrisiken wurde Joy von der Lifeboat Foundation ausgezeichnet. Seit 2017 ist Bill Joy Prinzipal und Chefwissenschaftler bei der Investmentfirma Water Street Capital mit Sitz in Jacksonville, Florida.

Bill Joy ist zudem Mitglied der National Academy of Engineering (Nationale Akademie für Ingenieurwesen) und der American Academy of Arts and Sciences (Amerikanische Akademie für Künste und Wissenschaften) sowie Kurator des Aspen-Instituts auf Lebenszeit. 2004 erhielt er die Doktorwürde ehrenhalber der Universität von Michigan. Für seine Leistungen wurde er außerdem vom Computer History Museum (Museum für die Geschichte des Computers) aufgenommen. Joy ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt derzeit in Aspen, Colorado.